Architektenwettbewerb für neue Feuerwache ohne Vorgabe für fortschrittlichen Energiestandard

Alzey (27.03. 2014)Der Bauausschuss hat den Antrag der Grünen, die neue Feuerwache nach der künftigen Gebäudeeffizienzrichtlinie der EU als Niedrigstenergiegebäude zu bauen, mit knapper Mehrheit (7 zu 5 Stimmen) abgelehnt.

Die Grünen hatten im Dezember beantragt die neue Feuerwache möglichst energieeffizient zu bauen: mindestens nach dem ab 2016 geltenden Standard der neuen Energieeinsparverordnung, möglichst nach dem ab 2019 geltenden EU-Standard für öffentliche Gebäude (Niedrigstenergiegebäude). Der Antrag war in den Bauausschuss verwiesen worden. Die Verwaltung hatte dort einen Beschlussvorschlag mit zwei Varianten vorgelegt der nicht dem Antrag der Grünen entsprach: lediglich Passivhausstandard nur für die Wohnungen bzw. komplette Ablehnung der Energiesparbauweise.

Das Ingenieurbüro TEN – Trümper – Erpenbach Nordhausen GmbH hatte ein Gutachten zur Passivhausbauweise erstellt. Danach wären sowohl die Wohnungen als auch der Verwaltungsbereich in Passivhausbauweise möglich. Die Fahrzeughalle, Kfz-Werkstatt, Lagerräume und die Atemschutzstrecke wären außen vor geblieben.

Die Wohnungen belegen 21 Prozent der Gebäudefläche innerhalb der energiesparenden thermischen Hülle. Der Verwaltungsbereich belegt 79 Prozent. Es wäre, so die Grünen, ein Schildbürgerstreich, diese Fläche in Standardbauweise zu errichten. Daher beantragten die Grünen, dass auch dieser Trakt mit einbezogen wird.

Ausschussmitglied Ulrich Huth (CDU) betonte, dass es keinen Sinn mache, wenige Jahre vor Inkrafttreten der EU-Richtlinie noch nach alten Energiestandards zu bauen. Er spach sich für den künftigen EU-Standard aus.

Schon beim Passivhausstandard liegt der Bedarf an Heizenergie im Vergleich zu konventioneller Bauweise bei nur 30 Prozent. Die Mehrkosten hätten 83.000 Euro betragen. Das sind 1,4 Prozent der Investitionssumme von 6 Mio. Euro. Diese Mehraufwendungen hätten sich, laut Gutachten, in einem Zeitraum von 20 bis 33 Jahren amortisiert. Für den EU-Standard wurden keine Berechnungen vorglegt. Der Jahresprimärenergiebedarf liegt beim Passivhaus bei max. 120 kWh/m²a liegt und beim Niedrigstenergiegebäude bei max. 40 kWh/m²a.

In der langen Diskussion im Ausschuss kamen viele unbegründete Vorbehalte zu Tage: So würden im „Haus des Kindes“ (Passivhaus) die Türen offen gelassen, die Zahlen des Gutachtens wären nicht realistisch, ein festgelegter Passivhausstandard führe beim Architektenwettbewerb zu Problemen.

Auf die Frage der Grünen, wie man denn die Vorgabe für einen Energiestandard in einem Wettbewerb formulieren müsse, gab es keine Antwort sondern nur wieder die ausweichende Äußerung, dass dies zu Problemen führen würde. Die Planungsbüros müssten schon im Vorfeld Ingenieurbüros hinzuziehen. Man hatte den Eindruck, dass es unmöglich ist, Planungswettbewerbe für Niedrigsenergiegebäude durchzuführen. Aber der Eindruck ist sicherlich falsch …

Als Ergebnis der Abstimmung wird also im Architektenwettbewerb keinerlei Vorgabe für einen Energiestandard gesetzt. Grünen-Sprecher Neumann kritisiert das ablehnende Votum scharf: „Wir haben zwar ein fortschrittliches Klimaschutzkonzept, da heben alle die Hand, doch wenn’s konkret wird kommt nichts. Das war eine volle Rolle rückwärts. Zukunftsfähige Politik sieht anders aus. Viele in den städtischen Gremien haben die Gefahren durch den Klimawandel offensichtlich nicht einmal ansatzweise verstanden“.