Alzey (10.6. 2018) – Die Stadtratsfraktion der Grünen hat für die Ratssitzung am 18. Juni einen Antrag als Empfehlungsbeschluss vorgelegt: Die Alzeyer Baugesellschaft soll Angebote für Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) zur Fassadendämmung einholen. Es geht um das Ensemble Rodensteinerstr. 39 – 45 und Langstraße 26/28 und die Mehrfamilienhäuser Jean-Braun-Straße 3 / 5, und Langstraße 61- 65. Es sollen Angebote für verschiedene Dämmmaterialien angefordert werden. Mit dem Ergebnis der Angebote soll kalkuliert werden, mit welchem finanziellen Aufwand und in welchem Zeitraum solche Wärmedämmmaßnahmen seitens der ABG durchgeführt werden könnten. Dabei müsse auch untersucht werden, wie Auswirkungen solcher Maßnahmen auf die Mieten vermieden werden könnten.
Das Foto zeigt das komplett sanierte Haus der ABG in der Dr.-Georg-Durst 10 vor dem sanierungsbedürftigen Objekt Jean-Braun-Straße 3 / 5. Schon mit dem bloßen Auge kann man an den Abgasfahnen die Wirksamkeit eines Wärmedämmverbundsystems erkennen.
Im letzten Jahr wurden auf Antrag der Grünen energetische Untersuchungen für diese Objekte durchgeführt. Für jedes Gebäude wurde der wichtige Kennwert des Endenergiebedarfs ermittelt. Die Ergebnisse auf der Skala von A+ bis H waren die drei schlechtesten: F – H. Alle diese Objekte wiesen also eine miserable Energiebilanz auf. In diesen Modellrechnungen wurden die Wärmeverluste bei Dach, Außenwand, Fenster, Keller, Lüftung und Heizung überschlägig bestimmt. In den Studien wurde klar gezeigt, dass über die Außenwand sehr hohe Wärmeverluste stattfinden – nämlich rund 21%, 24% bzw. 31% des gesamten Wärmeverlustes. Das ist zwei Mal der höchste prozentuale Verlust, ein Mal der zweithöchste.
„Trotzdem wurde in den Studien die Fassadendämmung als wichtige Maßnahme nicht vorgeschlagen“, so Detlev Neumann, Fraktionssprecher der Grünen und Mitglied im Aufsichtsrat der ABG. Aktuell seien erfreulicherweise größere und wichtige Maßnahmen an den Dächern und bei den Fenstern in der Rodensteiner Straße erfolgt, in die bereits erhebliche Mittel gesteckt wurden. Nun gehe es darum, die Kosten weitergehender Maßnahmen für ein fachgerechtes energetisches Gesamtkonzept für einzelne Gebäude in Erfahrung zu bringen.
Vorbehalte gegen Fassadendämmungen seien völlig unbegründet. „Nicht zuletzt die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat solche Vorbehalte mit klaren Fakten zurückgewiesen“, so Neumann weiter. Tenor der dena ist, „Gebäudedämmung ist ein wichtiger Bestandteil, um die Klimaschutzziele zu erreichen“. Ein WDVS spart laut dena rund 30 Prozent Energie ein. Die Untersuchung der Gebäude der ABG bestätige das.
„Selbstverständlich müssen die Objekte über die Modellrechnungen hinaus im Einzelnen untersucht werden. Weitere Maßnahmen können in Form einer Komplettsanierung oder Schritt für Schritt erfolgen. Hier muss auch der Energieberater der e-rp einbezogen werden, der ja auch für die Stadt arbeitet. Wir brauchen verlässliche Zahlen als Entscheidungsgrundlage“, so Neumann.
„Die Vorbehalte der Geschäftsführung gegen Fassadendämmung sind unverständlich“, so Jochen Hinkelmann, Fraktionsmitglied der Grünen. „Bereits vor etlichen Jahren wurden Gebäude mit Vollwärmeschutz versehen, z.B. die Häuser Dr.-Georg-Durst-Str. 10, Nibelungenstr. 49/51 und Hagenstr. 35. Zudem wurden die Stirnseiten einiger Wohnblocks gedämmt. Wer bei Gebäudesanierungen auf Fassadendämmung verzichtet, bleibt beim Klimaschutz weit hinter den Möglichkeiten zurück“.