Alzey (18.6. 2018) – neu – Die Grünen haben ihre Empfehlung an den Aufsichtsrat und die Geschäftsführung der Alzeyer Baugesellschaft (ABG), Angebote für Fassadendämmung an verschiedenen Gebäuden der Gesellschaft einzuholen, als Antrag im Stadtrat vorgelegt (Pressemitteilung). Die Mehrheit des Rates hat den Antrag bei zwei Ja-Stimmen der Grünen abgelehnt. Aber:
Die Geschäftsführung hat die Anregung allerdings zwischenzeitlich übernommen. In der Ratssitzung teilte Geschäftsführer Erlemann nach dem Redebeitrag der Grünen mit, dass bereits Angebote für die drei Wohnblocks zwischen Rodensteiner und Langstraße angefragt worden seien. Davon war bisher selbst im Aufsichtsrat nichts bekannt.
Gebäude in der Langstraße, für das Angebote zur Fassadendämmung eingeholt werden.
Die Grünen zeigten sich erfreut über den unerwarteten Schritt in die richtige Richtung. Sie schlugen vor, den Antrag in den Aufsichtsrat zu überweisen, da das Thema ohnehin in der nächsten Sitzung auf der Tagesordnung stehen soll. Die Ratsmehrheit lehnte den Antrag der Grünen ab.
Dass Anträge der Grünen rundweg abgelehnt werden, ist nichts Neues. Die Grünen kritisieren allerdings scharf die Argumentation, dass der Rat sich gefälligst aus Angelegenheiten der Aufsichtsräte von städtischen Gesellschaften heraushalten solle. Bürgermeister Burkhard meinte sogar, der Antrag der Grünen wäre unfair. (Das Wort unfair hat zur Zeit nicht nur in den USA Hochkonjunktur …) Man könne den Aufsichtsrat ja auch ganz abschaffen, meinte Burkhard.
Das ist nach Einschätzung der Grünen die Strategie des Bürgermeisters: Den Einfluss des Stadtrats auf die städtischen Gesellschaften Zug um Zug zu demontieren. Das sei zuletzt bei der Konstruktion der Erschließungsgesellschaft Alzey (EGA) geschehen. Die hat keinen Aufsichtsrat und der Stadtrat verfügt damit über keinerlei Informations- und Entscheidungsrechte mehr. Auch mit der Fusion der Energieversorger zur neuen EWR seien die Rechte des Stadtrats gegen Null gefahren worden. Das sind für die Grünen die klassischen Manöver der Privatisierung, die zu einem gefährlichen Abbau der demokratischen Rechte der Gremien führen. Erschreckend für die Grünen ist, dass der Stadtrat gegen solche Tendenzen keinen Widerstand leistet, sondern solche Privatisierungen einfach durchwinke und sich selbst entmachte.
Hier der Redebeitrag der Grünen im Stadtrat:
Vor kurzer Zeit wurden an den drei Wohnblocks an der Rodensteinerstraße und der Langstraße etliche Maßnahmen durchgeführt. U.a. wurden die Dächer neu gedeckt, Fenster erneuert, Fotovoltaikanlagen installiert. Das begrüßen wir ausdrücklich. Denn damit erzielen wir eine Energie-Einsparung von rund 30 Prozent. Das ist ein guter Anfang.
Das Einsparpotenzial liegt allerdings weit höher. Das zeigt die dena-Verbrauchsstudie von 2013. Bei 63 Wohngebäuden die saniert wurden, konnte ein Einsparvolumen von durchschnittlich 76 Prozent erzielt werden. Ein wesentlicher Faktor ist dabei die Fassadendämmung, die rund 30 Prozent beiträgt.
Wie hoch die Wärmeverluste über die Außenwand sind, geht ja aus dem Gutachten hervor. In der Rodensteinerstraße liegen sie bei 24 Prozent, in der Langstraße 61 – 65 bei 21 Prozent, in der Jean-Braun-Straße bei 31 Prozent.
Um hier in einem zweiten Schritt zu einer Komplettsanierung zu kommen, ist eine Fassadendämmung unverzichtbar. Um planen zu können, in welchem Zeitrahmen dies machbar wäre, brauchen wir belastbare Zahlen. Deshalb halten wir es für erforderlich, hier Angebote für Wärmedämm-Verbundsysteme einzuholen. Um die Gebäude im Vorfeld gründlich zu untersuchen, sollte der Energieberater der e-rp hinzu gezogen werden.
Vorbehalte gegen WDVS sind laut dena unbegründet. Das können sie im Anhang zu diesem Antrag selbst nachlesen.
Die ABG hat ja bereits in der Vergangenheit Fassadendämmungen durchgeführt. In der Georg-Durst-Straße 10, der Nibelungenstraße 49/51 und in der Hagenstraße 35.
Im Wirtschaftsplan sind für Außenfassaden Rodensteiner- / Langstr. in 2018 75.000 EUR und für 2019 100.000 EUR eingestellt. Solche umfassenden Maßnahmen sollten jedenfalls solange zurückgestellt werden, bis Angebote für Fassadendämmungen vorliegen und weiter kalkuliert werden kann.
Zum Abschluss noch ein Zitat der DENA: „Ein energieeffizienter Gebäudebestand spielt für die Energiewende eine zentrale Rolle, weil die Einsparpotenziale hier enorm groß und wirtschaftlich erschließbar sind. 35 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland entfällt auf das Heizen von Gebäuden und die Bereitung von Warmwasser. Nur wenn es gelingt, die Energieeffizienz im Gebäudebereich nachhaltig zu steigern und den Energieverbrauch zu senken, sind die nationalen Klimaschutzziele erreichbar.“ Deshalb bitten wir um Zustimmung zu unserem Empfehlungsbeschluss.
(Jochen Hinkelmann)