Alzey (neu) – 18.6. 2018 – Die Grünen haben im Stadtrat beantragt, dass die Verwaltung vermehrt öffentliche Grünflächen gemäß den ökologischen Grünpflegerichtlinien dauerhaft artenreich umgestalten und pflegen soll. Damit könnte auch auf kleinen innerstädtischen Flächen wichtiger Lebensraum für die stark bedrohten Insekten geschaffen werden.
Die Flächen sollen als mehrjährige Blühstreifen / -flächen, Blumenwiesen, Blumenrasen, Kräuterrasen oder als Staudenpflanzungen angelegt bzw. durch natürliche Sukzession umgestaltet werden. Die Fraktion hat eine Liste von innerstädtischen Grünflächen erstellt, die nach ihrer Auffassung als Standorte in Frage kommen.
Kleine Grünfläche in der Schafhäuser Straße (Juli 2017 und heute). Aber es geht auch so:
Die selbe Fläche im Juni 2014. Das Stückchen wurde nach Informationen der Grünen seinerzeit beim Bau des Kreisels artenreich eingesäät. Es hatte sich prächtig entwickelt, wird aber immer wieder gnadenlos kahl gemäht. Einfach in Ruhe lassen, ein bis zwei Mal im Jahr mähen und gut is.
Außerdem wollen die Grünen erreichen, dass die Wegeränder der städtischen Feldwege als wertvolle Biotopvernetzungen geschützt und ggf. wiederhergestellt werden.
Mit Blick in die Zukunft wollen die Grünen erreichen, dass die Ausgleichsflächen für den dritten Bauabschnitt des Neubaugebietes Mauchenheimer Weg nicht als Wald aufgeforstet werden, sondern nach den Vorschlägen der Grünpflegerichtlinien artenreich angelegt werden. Evtl. könnten dort auch neue Offenlandstrukturen entstehen, die auch in Rheinhessen gefährdet sind.
Zum Antrag hat die Fraktion eine Fotodokumentation mit guten und schlechten Beispielen für Alzeyer Grünflächen erstellt. Der Antrag sollte eigentlich im Bauausschuss vorgelegt werden. Als die SPD-Fraktion für den Stadtrat am 18. Juni einen Antrag „Bienenfreundliche Kommune – dem Bienensterben entgegenwirken“ gestellt hatte, legten die Grünen ihren Antrag kurzfristig als Ergänzungsantrag zu dem der SPD im Stadtrat vor.
Während der Antrag der SPD eher im Allgemeinen bleibt und die Verwaltung lediglich um Prüfungen bittet, haben die Grünen konkrete Flächen und Maßnahmen vorgeschlagen. Das war in der SPD-Fraktion einigen zu konkret, die FWG witterte böse grüne Regulierungen und Bürgermeister Burkhard sah sich durch den Antrag auf Jahre hinaus gebunden. Er meinte wie so oft bei Anträgen der Grünen, man wäre in Alzey doch auch in dieser Hinsicht schon bestens aufgestellt. (Siehe dazu die Fotodokumentation der Grünen.)
Nun bringen es Anträge manchmal mit sich, dass sie die Verwaltung binden wollen. Die Grünen hatten das in diesem Fall aber nicht vor und versuchten eher vergeblich klar zu machen, dass sie eine Liste von VORSCHLÄGEN ausgearbeitet haben, über die im Bauausschuss zu reden wäre. Nach kontroverser und teils hitziger Diskussion über das Vorgehen wurden die Anträge in den Bauauschuss überwiesen. Dorthin, wo die Grünen ihren Antrag ohnehin eigentlich hatten vorlegen wollen.
Hier der Antrag, die Liste der Flächen und die Fotodokumentation.
Redebeitrag im Stadtrat:
Wir wollten unser Anliegen ursprünglich im nächsten Bauausschuss vorlegen. Als wir in den Sitzungsunterlagen für heute den Antrag der SPD gelesen hatten, war uns klar: Das passt nahtlos zusammen. Daher unser Dank an die KollegInnen von der SPD. Unser gemeinsames Anliegen wird dadurch auf eine breitere und festere Grundlage gestellt. Wir stellen daher unser Anliegen heute kurzfristig als formellen Ergänzungsantrag zu dem der SPD. So kann das Thema unter einem einheitlichen TOP besprochen werden.
Wir stimmen dem Antrag der SPD selbstverständlich sehr gerne zu.
Zu unserem Ergänzungsantrag wollen wir keine längere Rede mehr vortragen – alles Wichtige steht im Antrag und den Anlagen. Wir haben uns bereits seit einiger Zeit eingehend mit dem Thema befasst. Wir wollen damit einen Vorstoß erneuern und mit Details untermauern, den wir schon vor etlichen Jahren mal gemacht hatten.
Daher haben wir zur Beschreibung unseres Anliegens – Erhöhung der Artenvielfalt auf innerstädtischen öffentlichen Flächen – eine Reihe von Flächen aufgelistet, die nach unserer Meinung für artenreiche Umgestaltungen in Frage kommen. Die Liste ist ein Vorschlag und selbstverständlich nicht abschließend – weitere Vorschläge sind herzlich willkommen.
Kurze Zusammenfassung:
Wir möchten erstens eine artenreiche Umgestaltung von öffentlichen Grünflächen gemäß den Ökologischen Pflegerichtlinien der Stadt Alzey erreichen. Das kann problemlos und kurzfristig umgesetzt werden.
Zweites Anliegen ist größtmöglicher Schutz und die Erhaltung von Wegerändern der städtischen Feldwege. Das wird u.u. nicht ganz so einfach zu erreichen sein, wir müssen aber das Thema aktiv angehen.
Ein dritter Punkt liegt noch in der Zukunft. Nämlich die Gestaltung der Ausgleichsflächen für das Baugebiet Mauchenheimer Weg – 3. Bauabschnitt. Hier ist bislang vorgesehen, die Ausgleichsflächen aufzuforsten und das Wäldchen am Wartberg auszuweiten. Wir halten es für sinnvoll und wichtig, hier jedenfalls in größeren Teilbereichen wertvolle Offenlandstrukturen neu zu schaffen, die in Rheinessen immer mehr verschwinden. Auch das ist ein diffiziles Thema, gewiss.
Hier haben wir aber auf größeren Flächen die einmalige Chance, einzigartige artenreiche Biotope zu schaffen. Hier könnte auch der Vorschlag der SPD umgesetzt werden, Streuobstwiesen zu schaffen. Wir Grüne haben selbst vor 22 Jahren eine Streuobstwiese angelegt, die sich sehr schön entwickelt hat. Solche Flächen haben einen großen Wert für den Natur- und Artenschutz.
Gleichzeitig weisen solche vielfältig gestalteten Grünflächen eine sehr hohe Attraktivität für unsere MitbürgerInnen auf. Und sie sind nicht zuletzt ein einzigartiges und nahe gelegenes „grünes Klassenzimmer“ für unsere Schulen aber auch für die Kitas. Alle Details und das weitere Vorgehen sollen selbstverständlich im Bauausschuss besprochen werden.
Wir bitten um Zustimmung zum Antrag der SPD und zu unserem Ergänzungsantrag.
(Detlev Neumann)