Splittersiedlung verhindern

„Wohngebiet mitten im Wald ist eine Schapsidee“

Die Grünen im Stadtrat wollen, dass der Stadtwald auf dem Wartberg bewahrt wird. Eine Splittersiedlung müsse verhindert werden.“Ein Wohngebiet mitten im Wald ist eine Schnapsidee. Es wäre städtebaulich ein Schlag ins Kontor. Der Wald muss vor so etwas geschützt werden“, so Grünen-Fraktionssprecher Detlev Neumann.

Das Gewerbegrundstück auf dem Wartberg

Schon die bestehende Gewerbeansiedlung sei ein Fremdkörper in dem kleinen verbliebenen Stück Alzeyer Stadtwald. Es sei als Gewerbefläche im Flächennutzungsplan eine baurechtliche Altlast, die aber Bestandsschutz habe. Wenn der vorhandene Fremdkörper durch ein dicht bebautes Wohngebiet für bis zu 400 Menschen ersetzt würde, entstünde eine Splittersiedlung. Das Gebiet liegt außerhalb des in Zusammenhang bebauten Ortsteils. Es wäre in keiner Weise in die städtische Siedlungsfläche integriert und auch kaum integrierbar. Es wiese eine unorganische Siedlungsstruktur auf und bedeute eine Zersiedlung des Außenbereichs. Das würde erhebliche Belastungen u.a. für die Infrastruktur und für den Verkehr mit sich bringen.

„Jetzt will man als baurechtlichen Notnagel den Flächennutzungsplan ändern und einen Bebauungsplan aufstellen. An der Splittersiedlung mit ihren Problemen würde das nichts ändern“, kritisiert die stellvertretende Fraktionssprecherin Christa Potten. Das Projekt gäbe städtebaulich ein schlechtes Vorbild ab. Es könnten später auch Begehrlichkeiten für eine Erweiterung der Splittersiedlung über die jetzige Fläche hinaus weiter in den Wald hinein geweckt werden.

Der Blick von Alzey aus zum Wartberg sei heute durch das ruhige, lang gezogene Waldband am Hang bis zur Höhe des Wartberges geprägt. Eine Siedlung mitten in dem Gebiet würde diese Perspektive zerstören. Schon heute sei die niedrige Gewerbehalle dort nach der Vegetationsperiode durch das lichte Geäst sichtbar. Eine verdichtete Wohnbebauung mit hohen und großvolumigen Gebäuden und Siedlungsbeleuchtung drohe noch viel stärker ins Auge zu fallen.

Der Stadtwald als halbwegs ungestörter Lebensraum für Flora und Fauna dürfte durch den störenden Einfluss eines Wohngebietes von 2,38 ha Größe erheblich beschädigt werden. Es sei eine tagtägliche Beeinträchtigung des Waldgebietes durch die intensive Wohnnutzung zu befürchten: Verkehr, Lärm, Lichtverschmutzung durch nächtliche Straßen- und Gebäudebeleuchtung. Eine dichte Bebauung hätte besonders in Folge der Klimakrise negative Auswirkungen auf das Kleinklima des Waldgebietes. Auch dürfte bei den Bewohnern Bedarf nach Freizeitmöglichkeiten am Waldrand und im Wald entstehen. Der geplante Fußweg durch den Wald zur Hermann-Ehlers-Straße würde eine Rodung und Versiegelung der Route bedeuten. Außerdem müsste eine Straßenbeleuchtung durch den Wald gezogen werden. „Solche massenhaften intensiven Nutzungen haben im Ökosystem Wald nix verloren und nix zu suchen“, so die Grünen.

Befremdet zeigen sich die Grünen auch über die Vorgehensweise von Bürgermeister Burkhard. Es habe in einer solch sensiblen Frage der Stadtentwicklungsplanung im Vorfeld keinerlei Informationen und Möglichkeiten der Diskussion gegeben. „Da wurde offenbar ein Investor vorstellig und die Verwaltung musste wohl eine spruchreife Beschlussvorlage ausarbeiten. Das Projekt sollte ja gleich im Bauausschuss durchgewunken werden. Da könnte mal wieder der Eindruck entstehen, dass nach dem Motto gehandelt wird ‚Der Investor winkt – die Stadt springt‘. Das kann es aber nicht sein.“ meint Grünen-Sprecher Neumann verärgert. Es sei nur gut, dass im Bauausschuss fraktionsübergreifend erhebliche Bedenken gegen das Projekt geäußert wurden. Der Beschluss wurde daher vertagt. Das lasse hoffen, dass keine Splittersiedlung abgesegnet wird. Das sei für eine geordnete Stadtentwicklung nötig. Der Wald würde so geschont werden. Eine weitere gewerbliche Nutzung des Geländes wäre das deutlich kleinere Übel.