Alzey (neu) – Das Wäldchen nördlich des Alzeyer Bahnhofs bleibt (hoffentlich auf Dauer) unangetastet. Ein Bauunternehmer hatte das Gebiet vor einigen Jahren bei einer Versteigerung von der Bundesbahn sehr günstig erstanden. Im Bauausschuss am 26.1.23 hatte die Verwaltung einen Beschlussvorschlag vorgelegt, wonach das Wäldchen gerodet und von dem Unternehmer dort ein großes Baugebiet entwickelt werden solle. Die Grünen hatten ihren entschiedenen Protest dagegen im Ausschuss deutlich gemacht. Die übrigen Fraktionen sahen das Vorhaben auch kritisch und der Ausschuss lehnte nach intensiver Diskussion das Ansinnen des Bauunternehmers einstimmig ab.
Auf dem Gelände befinden sich einige Kleingärten und am Berghang ein alter Bahnwaldbestand.
Die Grünen hatten seinerzeit die Versteigerung mit Aufmerksamkeit verfolgt und waren alarmiert (https://gruene-alzey-worms.de/gruene-im-landkreis/gruene-alzey/infos-der-gruenen-alzey/expand/776460/nc/1/dn/1).
Es war zu befürchten, dass der Käufer das sehr günstig ersteigerte Areal nicht aus Liebe zur Natur erworben hatte. Vielmehr war zu erwarten, dass das Gelände zu Gold gemacht werden solle.
Luftbild des Waldchens am Alzeyer Bahnhof. Bildquelle: Google Earth.
Genau so kam es: Der neue Eigentümer möchte auf dem Areal ein Baugebiet entwickeln. Er war an die Stadtverwaltung herangetreten und und seine Pläne für ein Baugebiet vorgestellt. Die Verwaltung hatte sich für das Projekt ausgesprochen und dem Bauausschuss einen entsprechenden Beschlussvorschlag für ein Baugebiet vorgelegt. Die Grünen waren darüber bestürzt. Sie sahen eine altbekannte inoffizielle Methode wirken. Die Grünen hatten in solchen Fällen öffentlich geätzt: „Der Investor winkt – die Stadt springt!“ Das heißt, dass oftmals die Interessen von Investoren bereitwillig aufgegriffen wurden und in Beschlussvorschläge gefasst wurden.
Sitzungsunterlagen im Bauausschuss: alzey.more-rubin1.de/vorlagen_details.php
Redebeitrag der Grünen im Bauausschuss:
„ Dieses Projekt kann ich mir gut vorstellen. … … Das Dumme ist nur – das sind Vorstellungen aus meinen schlimmsten Alpträumen.
Ich habe mir in den letzten Tagen immer wieder in den Arm gepetzt – aber nein, das ist kein Traum – das ist schlimmste Wirklichkeit.
Eines der ältesten Alzeyer Wäldchen soll plattgemacht werden. Man kann nur noch den Kopf schütteln. Ich appelliere an Sie, diesen Beschlussvorschlag abzulehnen!
Das Wäldchen ist vermutlich so alt wie der Alzeyer Bahnhof – deutlich älter als Wäldchen auf Wartberg (1960er Jahre)
Es ist geschätzt das zweit- mindestens drittgrößte Waldfläche in Alzey. Auf dem Wartberg wird aufgeforstet. Das dauert Jahre, bis der Wald sich entwickelt hat. Und hier soll ohne Federlesens ein Kahlschlag erfolgen.
Es ist eine sehr wertvolle Fläche für Naherholung – das Einzugsgebiet sind neue und alte Baugebiete an Kreuznacher Straße / Heimersheimer Berg / Kalkofen / Alte Lokhalle / Bahnhof und drumherum.
Und es ist ein Idyll für Kleingärten.
In der Innenstadt machen wir „Hitzeläufe“ um auf die Gefahren der drohenden Klimakatastrophe aufmerksam zu machen. Wir plädieren für mehr Grün in der Stadt. Hier haben wir sehr viel wertvolles Grün, das sich positiv auf das lokale Kleinklima auswirkt.
Wir haben einen tollen Waldkindergarten. Dazu müssen die Kinder ins Vorholz gefahren werden. Hier haben wir ein tolles Wäldchen vor unserer Haustür. Das hat das Zeug zum Abenteuerspielplatz. Als Kinder haben wir dort oft gespielt. Das war klasse. Das Wäldchen wollen Sie wirklich plattmachen?
Das ist ein landschaftsprägendes Biotop, das erhalten werden muss. – wie auch die Bahntrasse.
Das Gebiet kann durch sog. „Ausgleichsmaßnahmen“ nicht ersetzt werden“ – kein einziger Quadratmeter versiegelter Fläche wird durch „Ausgleichsmaßnahmen“ entsiegelt.
(Gleiches gilt für das neue Industriegebiet Ost)
Es hätte verheerende Folgen für Landschaft, Umwelt und Klima, wenn diese große Waldfläche plattgemacht würde.
Wohnungsbau ja, aber nicht um jeden Preis. Man muss Soziales – Landschaftsschutz – Umweltschutz – Artenschutz – Klimaschutz zusammen denken.
Der Eigentümer hat vor knapp 2 Jahren dort widerrechtlich gerodet. Angeblich um eine Schafweide herzustellen. Das Vergehen wurde damals im Bauausschuss bekannt gegeben. Wie die Intervention der Kreisverwaltung ausging, ist nicht bekannt.
Hier würde mit einem Baugebiet ein Schaden für Natur und Umwelt angerichtet, der nicht wiedergutzumachen ist.
Wenn wir dem zustimmen, machen wir unsere Bemühungen um Natur-, Landschafts- und Klimaschutz unglaubwürdig.“
(Detlev Neumann)