Immer wieder – gern vor Wahlen – ploppt die Forderung nach dem zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke Alzey-Mainz auf. Es ist aber zu erwarten, dass daraus nichts wird. Denn die Umsetzung wäre schwierig und sehr kostspielig. Zwei Beispiele: Bei Klein-Winternheim müssten dicht am Gleis stehende Werksgebäude abgerissen und eine zweite ca. 380 Meter lange Tunnelröhre gebaut werden. Zudem wurde in den letzten Jahrzehnten bereits viel in die Strecke investiert – sie ist schon attraktiv. U.a. wurden Ausweichgleise gebaut und der Halbstundentakt eingeführt. Im Regionalexpress dauert die Fahrt von Alzey nach Mainz 40 Minuten. Morgens und abends gibt es Direktverbindungen bis Frankfurt.
Die Züge der vlexx sind leise und bequem, die Fahrt angenehm. 5 bis 9 Minuten Zeitersparnis wären wünschenswert, Kosten und Ertrag stehen aber nicht im Verhältnis. Das Geld wäre andernorts besser eingesetzt – übrigens auch für den leider nur „ehemals“ wichtigen Verkehrsknoten Alzey. Denn Alzey lag bis zum Ende des 2. Weltkriegs an der Direktverbindung Mainz-Kaiserslautern mit Anschluss nach Paris. Um diese Verbindung wieder herzustellen, müsste das fehlende ca. 4 Kilometer lange Teilstück zwischen Kirchheimbolanden und Marnheim neu geplant und wiederhergestellt werden. Das erfordert eine teils neue Trasse, neue Brücken, ist nicht trivial – wäre aber grandios. Immerhin läuft zurzeit die Reaktivierung der Zellertalbahn.
Priorität der Landesregierung dürften zudem weitere Reaktivierungen haben – zurecht. Fahren Sie heute mal mit der Bahn von Alzey nach Kaiserslautern, Neustadt (Weinstraße), Meisenheim oder Rockenhausen. Von Rockenhausen gibt es übrigens Pendler nach Alzey.
Wer viel mit der Bahn unterwegs ist, weiß wo der Schuh drückt. Am wenigsten drückt er auf der Strecke Alzey-Mainz.
Jochen Hinkelmann