Rückmeldung: Ablehnung des Radwegs ins Industriegebiet

Die ehemalige Bahntrasse vom Bahnhof ins Industriegebiet sollte ursprünglich Teil einer Radtouristikroute durch die VG Alzey-Land werden. Wir Grünen haben gegen diesen Radweg gestimmt, da dieser einen starken Eingriff in die Natur bedeuten würde – und das bei relativ geringem Nutzen.

An sich könnte es eine clevere Idee sein, den Pfad der ehemaligen Gleise hierfür umzugestalten. Bei näherer Betrachtung überwiegen unserer Meinung allerdings die Nachteile.


Eingriff in die Natur

Seit dem Jahr 2000 ist der Grünzug dort unberührt. Auf und neben der Trasse hat sich seitdem ein zusammenhängender ungestörter Lebensraum von beachtlicher Länge und Breite entwickeln können. Er ist für viele Gattungen ein Biotop. Mit den Baumaßnahmen würde man das gesamte Gebiet zerstören. Regionaler Artenschutz genießt oberste Priorität. Die Natur vor der Haustür, sie ist das höchste, das unantastbare Gut. Durch die Arbeiten am etwa 1,4 km langen Abschnitt würde der Grünzug gestört und in Teilen auch zerstört, so Thomas Merz Diplom Biologe und Verfasser des artenschutzrechtlichen Gutachtens (siehe Bericht der Allgemeinen Zeitung), so dass das Vorhaben ohne Umsiedlung streng geschützter Arten gar nicht zulässig ist. Der Schutz von Arten ist vorrangig gegenüber dem Wunsch nach CO2-freier Fortbewegung.

 

Unattraktive und ungeeignete Umgebung

Als Wegeführung für den lokalen Radverkehr ins Industriegebiet ist die Strecke generell ungeeignet. Der Verlauf des Radwegs ist nicht ideal und stellt auch einen Umweg dar, zudem wäre der Radweg sehr weit abgelegen. So müssen Fahradfahrer*innen zunächst einmal grundsätzlich die steile Anfahrt zum Bahnberg überwinden. Auch als Linie für Radtourismus wirkt die leere Strecke durch öde Alzeyer Industrie- und Gewerbegebiete alles andere als attraktiv. Die Zahl der Berufspendler*innen, die mit der Bahn nach Alzey kommen, dort am Bahnhof aufs mitzubringende Rad steigen und ins Industriegebiet fahren, dürfte ebenfalls sehr überschaubar sein.

 

Fazit

Handlungsbedarf besteht viel eher bei der Verbesserung der lokalen Radinfrastruktur und anderer klimafreundlicher Mobilitätsprojekte. Hier könnte mit wesentlich geringerem Aufwand sinnvoll investiert werden. Teure Prestigeprojekte, die für die lokale Radinfrastruktur nutzlos und letztlich kontraproduktiv für den Artenschutz sind, machen wenig Sinn. Eine gezielte naturschutzfachliche Aufwertung einzelner Abschnitte der Trasse, möglichst mit bürgerschaftlichem Engagement, wäre dagegen sehr zu begrüßen.

Wir dürfen wichtige Biotopverbund–Bereiche, von denen wir sowieso zu wenige haben, nicht zugunsten von Fahrradwegen oder anderen Baumaßnahmen vernichten.

Wir können natürlich sagen, nach der Baumaßnahme lassen wir das alles wieder in Ruhe. Das ist aber alleine durch den Radverkehr, der da ja fahren soll, nicht gegeben. Des Weiteren müssen Pflegemaßnahmen für die Verkehrssicherungspflicht, wie z.B. jährliche Schnittmaßnahmen durchgeführt werden.

Geben wir der Artenvielfalt und den dazugehörigen Lebensräumen nicht den nötigen Stellenwert in unseren Entscheidungen, werden wir unaufhörlich Arten verlieren und das ist unumkehrbar. Ist eine Art, ob Tier oder Pflanze, erstmal ausgestorben, ist sie meist für immer verloren.

Selbstverständlich wollen wir Grünen keinerlei Baumaßnahmen für dringend benötigte Radwege verhindern, sofern diese im Einklang der Natur und für die mobile Infrastruktur verhältnismäßig sind. Aber auf dem Hintergrund der dargestellten Argumente sprechen wir uns klar gegen die aktuellen Planungen aus.

Bericht der Grünen vom 02.02.2020: https://www.gruene-alzey.de/2020/02/02/gruenes-band-auf-bahntrasse-erhalten/
Bericht der Allgemeinen Zeitung: https://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/alzey/gruene-gegen-alzeyer-radweg-2289702
Statement des ADFC Alzey: https://www.adfc-alzey.de/themen/alzeyer-bahntrasse